Behauptung:
Die teuer exportierten Biber werden auf dem Balkan gefressen

Tatsache:
Glatte Lüge, sie sind dort Grundstock für erfolgreiche Wiedereinbürgerungen

Ein immer wieder gehörter Spruch: es sei völliger Unsinn und eine Geldverschwendung, Biber nach Ungarn, Rumänien, Kroatien oder Serbien zu exportieren. „Die“ würden doch nur drauf warten, die Biber schießen und aufessen zu können. (In einer anderen Variante werden nicht nur die Biber aufgegessen, sondern sogar die Biberpelze als subventionierte Pelzmäntel nach Deutschland zurückexportiert).

Was ist dran an dieser Aussage? Nichts! Biber unterliegen in allen Ländern, in die sie exportiert werden, strengen Schutzbestimmengen, z.T. über das Naturschutzrecht, z.T. über das Jagdrecht (hier aber ganzjährige Schonung). Dies verhindert sicherlich nicht, dass einzelne Tiere illegal getötet werden, ebenso wie auch bei uns der eine oder andere Biber illegal um’s Leben kommt.  Dabei handelt es sich aber auch in den Exportländern mindestens um eine Ordnungswidrigkeit oder gar eine Straftat. Wer also behauptet „die“ würden nur drauf warten, die frisch ausgesetzten Biber töten zu können, unterstellt einem ganzen Volk, nur darauf zu warten, gegen Gesetze verstoßen zu können. Solche Behauptungen haben einen schon mehr als deutlichen Beigeschmack von Volksverhetzung und charakterisieren daher allenfalls das Niveau der Leute, die solche Behauptungen in die Welt setzten und verbreiten.

Nachdem in Rumänien mangels Bejagung keine Biberfelle anfallen, ist auch die Behauptung falsch, dass Biberfelle aus Rumänien exportiert werden. Abgesehen davon ist die Vermarktung von streng geschützten Tierarten und deren Produkten in der Europäischen Union verboten, so dass auch Import nicht möglich wäre.

Behauptet wird auch, dass der Biberexport mit dem Flugzeug erfolge und pro Biber 7.000 Euro kosten würde. Klingt beeindruckend, der Wahrheitsgehalt dieser Aussage, die im Ganzen oder in Teilen auch von Polit- und Verbandsfunktionären verbreitet wird ist aber null. Das Bayerische Fernsehen hatte in der Sendung „Unser Land“ am 11.04.2003 es berichtet. Kaum hatte die Redaktion der Sendung „Unser Land“ diese unsinnige Behauptung, die die Moderatorin über mehrere dubiose Ecken bekommen und ungeprüft verbreitet hatte, in der Sendung am 25.04.2003 richtig gestellt, meldete sich ein pensionierter mittelfränkischer Fischereifachberater, und legte gleich noch eins drauf: 5.000 – 10.000 Euro und mehr sollte demnach der Fang und Export eines Bibers kosten. Der Fischermeister a.D. unterstellte – offensichtlich blank jeder Kenntnis aus Dienst- und Nachdienstzeiten - sogar noch, dass dies alles als teuere Spielerei zu Lasten des Steuerzahlers gehe.

Bisher wurde noch kein Biber für den Export ausgeflogen, weder nach Rumänien noch sonst wo hin. Die Exporte erfolgen seit 1996 kostengünstig mit Auto und Anhänger, z.T. finanziert von Bund Naturschutz in Bayern e.V. und seit 2001 vom Bayerischem Naturschutzfonds und zum großen Teil auf eigene Kosten der bayerischen Bibermanager. Daneben gibt es nichtbayerische Organisationen, die Transporte organisierten und finanzierten: der WWF Österreich organisierte die Bibertransporte nach Ungarn und zahlte, wenn die Biber nicht selbst abgeholt werden, die Fahrtkosten; belgische Naturschutzorganisationen holten die meisten Biber selbst ab, und ein großer Teil der Biber, die nach Kroatien gingen, wurden von Mitarbeitern der Universität Zagreb und der kroatischen Forstverwaltung transportiert. Dabei entstehen je nach Entfernung Transportkosten von 85 bis 200 Euro pro Biber. Zu den Transportkosten müssen ehrlicherweise noch die Aufwendungen dazu gerechnet werden, die für die Versorgung der gefangenen Biber zwischen Fang und Export anfallen, nochmals durchschnittlich ca. 50 Euro je Tier.  Macht dann, summa summarum 135 bis 250 Euro, im Durchschnitt also ca. 190 Euro je Biber – und nicht 7.000 Euro !!

Woher kommen dann die angeblichen 7.000 Euro ? Nachdem die Summe nicht nur in obigem „Unser Land“ - Beitrag genannt wurde, sondern da die beiden bayerischen Bibermanager des BN auch schon vorher – und in Bayern fast zeitgleich – bei Ortsterminen darauf angesprochen wurden (und noch immer werden), kann dieser falsche Betrag eigentlich nur von einer zentralen Stelle ganz bewusst in Umlauf gebracht worden sein.

Wer’s war, dazu kann man keine Antwort wagen, aber zum Warum? Diese Antwort ist ganz einfach: um Stimmung zu machen und um polemisieren: 7.000  Euro Steuergelder (oder sogar noch mehr) verplempert der Naturschutz für den Export eines einzelnen Bibers ins Ausland, und die vom Biber geschädigten bayerischen Bauern, bayerischen Waldbesitzer und bayerischen Teichwirte bleiben auf ihren Biberschäden sitzen. Da kocht die betroffene Volksseele, und der selbsternannte Retter kann nahen und sich profilieren.

Die 7.000 Euro-Biber sind also gezielt gestreute Lügen und allenfalls Beweis für das Diskussions-„Niveau“ der Leute, die solchen Unsinn in Umlauf bringen.

 

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